Privatisierung von Geschichte. Probleme einer differenzierten Aufarbeitung

Autor/innen

  • Birthe Kundrus Universität Oldenburg

DOI:

https://doi.org/10.14766/26

Schlagworte:

Biografie, Nationalsozialismus, Reproduktionsarbeit, Staat, Geschlecht, Gender

Abstract

Ausgangspunkt der Untersuchung von Vera Neumann ist die These, daß im Krieg Erlebtes und Erlittenes in den Wiederaufbau- und Wirtschaftswunderjahren Westdeutschlands einem Thematisierungstabu unterlegen sei. Anhand von 50 Interviews, die in den 80er Jahren im Rahmen des von Lutz Niethammer geleiteten Projekts „Lebensgeschichte und Sozialgeschichte im Ruhrgebiet 1930–1960“ (LUSIR) entstanden sind und die sie jetzt anhand der Tonbandprotokolle und Abschriften ein zweites Mal auswertet, möchte die Historikerin diese Verschüttungen aufspüren. Im Anschluß an Niethammers These der „Privatisierung von Geschichte“ will sie zeigen, daß seelische und körperliche Kriegsfolgen wie Deprivations- und Überlastungsgefühle, der Verlust von Angehörigen und Kriegsbeschädigungen „privatisiert“, d.h. an die Familien übertragen wurden. Dort seien dann in erster Linie die weiblichen Familienmitglieder mit der Versorgungs- und Pflegearbeit konfrontiert worden. An vier Fallbeispiele schließt sich eine detaillierte Auswertung des gesamten Interviewmaterials an. Diesen Teilen folgt ein Abschnitt zur staatlichen Kriegsopferversorgung in der frühen Bundesrepublik.

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Veröffentlicht

2000-11-01