„Kinder sind keine Ware“. Reportagen und Hintergründe zum weltweiten Kinderhandel.

Rezension von Karin Kortmann

Claudia Berker, Hans-Martin Grosse-Oetringhaus (Hg.):

Getäuscht, verkauft, missbraucht.

Reportagen und Hintergründe zum weltweiten Kinderhandel.

Zürich: Rotpunkt 2003.

229 Seiten, ISBN 3–85869–252–2, € 19,80

Abstract: Das Buch enthält Reportagen und Geschichten zu verschiedenen Aspekten des Kinderhandels (Adoption, Prostitution, Kinder- und Zwangsarbeit) und umfasst die Kontinente Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa. Die einzelnen Beiträge werden durch einen einführenden Überblicksbeitrag zum globalen Kinderhandel in einen Gesamtkontext gestellt. In einem Service-Anhang finden sich Hinweise auf Organisationen, Kontaktadressen, weiterführende Literatur zum Thema sowie zu der derzeit laufenden Kampagne gegen Kinderhandel, die von terre des hommes Deutschland organisiert wird.

Bis zum Jahr 2015 wollen die Vereinten Nationen in konzertierter Aktion zur Halbierung der Armut weltweit beitragen. Armut – das heißt, dass Menschen von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen sind, dass sie keine (ausreichende) Bildung und Ausbildung erhalten, keine Chance haben auf eigenständige Existenzsicherung.

Was Armut konkret für Kinder bedeutet und wie daraus eines der größten Geschäfte weltweit wurde, davon berichtet in gut recherchierten Hintergrundberichten das soeben erschienene Buch Getäuscht, verkauft, missbraucht.

Erst seit einigen Jahren sind die Erscheinungsformen des Kinderhandels in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Aktionen der Organisationen wie Terre des hommes „Stoppt Kinderhandel“ und UNICEF „Kinder sind unverkäuflich“ machen weltweit auf das skandalöse und ausbeuterische Geschäft mit Kindern aufmerksam. Dieses Geschäft ist eine der verabscheuungswürdigsten Menschenrechtsverletzungen und zerstört alljährlich das Leben von unzähligen Mädchen und Jungen.

In den zusammengetragenen Berichten von Berker und Grosse-Oetringhaus werden einzelne Schicksale dokumentiert, die Kinder erhalten die notwendige Öffentlichkeit, die so lange (zu lange) zu diesem Verbrechen geschwiegen hat. Und der Kinderhandel floriert vor allem deshalb, weil zu viele Menschen diese grausame Realität ignorieren. Es fehlt an den notwendigen Gesetzen, der Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention oder der ILO-Konvention 182, der Verurteilung der Täter und der so dringenden Hilfe für die Opfer. Mit Recht legen die Herausgeber/-innen den Finger in die Wunde: „Die Bekämpfung des Kinderhandels steht zudem auf der politischen Prioritätsliste nicht sehr weit oben […]“.

Sauber zusammengestellte Fakten geben Hintergrundinformationen zum Kinderhandel in Ost- und Südosteuropa, in der Bundesrepublik Deutschland, im Südlichen Afrika, in der Schweiz, in Westafrika, in Indien, in Südostasien und in Südamerika.

Durch die Vielzahl der Berichte über sklavenähnliche Verhältnisse, über grenzüberschreitende Adoption, über Kindersoldaten und jugendliche Prostituierte wird das Ausmaß dieser Menschenrechtsverletzungen, die Kindern angetan wurden und die von den allerwenigsten überwunden und verarbeitet werden, erschreckend deutlich.

Die kleinen Initiativen zur Aufklärung oder zum Verzicht auf Kinderarbeit in der Teppichindustrie (Rugmark) sind da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Soll dem Handel mit Kindern jedoch die eigentliche Basis entzogen werden, dann geht es um nichts anderes als eine entschiedenere Bekämpfung der Armut. Alles andere ist letztlich nur Symptombekämpfung“.

Ein Buch für Einsteiger/-innen, das kompaktes Wissen vermittelt. Sehr lesenswert und auffordernd für ein unabdingbares Engagement.

URN urn:nbn:de:0114-qn043080

Karin Kortmann MdB

E-Mail: karin.kortmann@bundestag.de

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